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Florian Stöckle

Energieverlust




Der Tag begann damit, dass ich frühmorgens mehrmals aufwachte. Es war zu früh zum Aufstehen, also legte ich mich wieder hin, schlief ein und wachte schon kurze Zeit später wieder auf. Zwischendurch spielte ich auf dem Smartphone, um wieder einzuschlafen.

Um sieben Uhr beschloss ich aufzustehen. Es war der 5. Oktober 2024. Ein Samstag. Mein Lieblingswochentag.

Früher, zu Schulzeiten, war der Samstag der einzige Tag in der Woche gewesen, an dem man morgens ausschlafen und abends spät ins Bett gehen konnte und an dem man keine Hausaufgaben machen musste.

Wie fast jeden Morgen aß ich auch an diesem Morgen Müsli.

Das morgendliche Müsliessen hatte ich mir vor etlichen Jahren angewöhnt. Seit dem Beginn des Studiums hatte ich dafür morgens meistens genug Zeit gehabt.

Am Beginn dieses Vormittags korrigierte ich eine Kurzgeschichte für eine Schreibwerkstatt. Ich hatte sie am Tag zuvor spätabends geschrieben. Mit meiner Korrektur war ich sehr zufrieden.

Danach fiel mir ein, dass ich die Ereignisse an diesem Tag für einen Schreibwettbewerb notieren wollte. Ich begann sofort damit.

Anschließend musste ich mich wieder hinlegen.

Seit ein paar Jahren leide ich unter ständiger Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Seit dem Ende meines langen und anstrengenden Germanistikstudiums, das ich mit dem Master abgeschlossen habe. Für mich ist der Grund für die Beschwerden offensichtlich: Überarbeitung. Das Studium war zu schwer, die Schule war zuvor auch schon immer zu schwer gewesen. Wer über viele Jahre mehr arbeiten muss, als er eigentlich im Stande ist zu arbeiten, der erkrankt irgendwann an Überarbeitung.

Seit ein paar Jahren bin ich nun arbeitslos und erhole mich. Seit Langem bin ich auch in ärztlicher Behandlung. Meine Gesundheit hat sich etwas gebessert, doch ich fühle mich noch längst nicht so fit wie früher.

Nachdem ich ein bisschen geschlafen hatte, beschloss ich zu lesen. Wenig überraschend schaffte ich nur wenige Seiten.

Zum Mittagessen gab es das Aufgewärmte von gestern. Es schmeckte mir nicht besonders gut.

Ich las wieder und spielte zwischendurch auf dem Smartphone, was ich nicht gerne tue. Leider konnte ich mich aber oft nicht lange auf das Buch konzentrieren und musste deshalb Pausen einlegen. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag gelesen und geschrieben.

Plötzlich kam mir eine Idee für den Titel meiner autobiografischen 24-Stunden-Geschichte: Energieverlust.

Daran leide ich jetzt schon seit Jahren. Die Energie, die ich von früher kenne, habe ich verloren und sie will einfach nicht zurückkommen.

Ich musste eine längere Pause vom Lesen einlegen. Ich musste mich hinlegen und ausruhen. Ich schlief ein.

Als ich aufwachte, war es schon Zeit zum Abendessen. Was gab es noch mal? Ich schrieb es mir nicht auf.

Anstatt zu lesen schaute ich danach Fernsehen und spielte nebenbei am PC. Danach schaute ich weiter Fernsehen und spielte nebenbei auf dem Smartphone.

Irgendwann, nach 23 Uhr, war ich sehr müde und beschloss ins Bett zu gehen.

Im Bad war ich allein mit meinen Gedanken. Ich musste leider etwas grübeln. Woran ich denken musste, schrieb ich nicht auf.

Danach wollte ich wieder lesen. Ich las und machte mir zwischendurch aber auch Notizen, was ich heute alles gemacht hatte. Ich wollte das Ganze später ja aufschreiben.

Ich schaffte es nicht, so viele Seiten zu lesen, wie ich mir vorgenommen hatte.

Schließlich schlief ich ein. Wieder wachte ich mehrmals auf. Wieder spielte ich kurz auf dem Smartphone, weil mir keine bessere Beschäftigung einfiel, um wieder einzuschlafen.

Einmal träumte ich, dass ich ständig müde war und in fremden Städten aufwachte ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen war. Ich musste mir dann überlegen, wie ich wieder nach Hause kam.

Gegen halb sieben fühlte ich mich wach genug, um aufzustehen und zu frühstücken.



 


Florian Stöckle, im Oktober 1993 geboren, studierte nach dem Abitur Germanistik und Geschichte in Augsburg. Nach dem Abschluss seines Masterstudiums versucht er sich seinen Traum zu erfüllen, Autor zu werden. Geschichten schreibt er seit seiner Kindheit, am liebsten Fantasygeschichten. Florian Stöckle wohnt in einem Dorf im Landkreis Augsburg.

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